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Kolumne: Die Welt in Aufruhr - Ein Blick auf den 24. Februar 2022 und den 7. Oktober 2023

Eine Kolumne von unserem Journalisten @phillpictures

Es war der 24. Februar 2022, ein Tag wie jeder andere. Ich saß an meinem Computer bei einem klassischen Gaming-Abend, der sich bis in die Nacht zum 25. Februar erstreckte. Ein ungestörter Ausflug in die Welt von "World of Warcraft" mit guten Freunden, so wie wir es lange nicht mehr erlebt hatten. Ein Moment der Freiheit, ein kurzer Urlaub vom Alltag. Doch dieser Abend wurde für mich zu einem Wendepunkt, zu einem Auslöser.

Es ist bemerkenswert, wie in unserer modernen Welt, in der Diplomatie und Dialog immer mehr betont werden, solche Ereignisse noch immer geschehen können. Die russische Armee marschierte in die Ukraine ein, und dieser Schock sitzt bis heute tief. In einer Zeit, in der Grenzen verwischen und internationale Beziehungen immer komplexer werden, schickte Putin Truppen in ein Nachbarland, das näher an Europa nicht liegen könnte. Das macht Angst - vor allem in der Ukraine.

Der 25. Februar, der Tag danach, trieb mich vor die Türen der russischen Botschaft. Eine große Traube an Menschen versammelte sich. Es waren Schilder zu sehen auf denen "Stop the war" und "Why Putin, why?" standen. Ein Bild des Schmerzes und der Hilflosigkeit. Dort traf ich zufällig eine dänische Journalistin. Und in dieser unwirklichen Situation fanden wir Trost im Austausch. Wir hörten die Tagesnachrichten, die Schreckensmeldungen aus der Ukraine brachten. Wir fühlten uns gelähmt, fragten uns, wie so etwas möglich sein kann. Millionen Ukrainer waren bereits auf der Flucht, wie die UNHCR angab. Ein Konflikt, der die Welt bis heute entsetzt und bewegt. Die kommenden Monate waren geprägt von vielen pro-ukrainischen Protesten. Diese Demonstrationen zeigten die Solidarität und Unterstützung vieler Menschen in der deutschen Hauptstadt für das ukrainische Volk und seinen Kampf für Frieden und Unabhängigkeit. Auf der anderen Seite gab es pro-russische Demonstrationen gegen die Ukraine und die Geflüchteten. Fakten wurden von pro-russischen Demonstranten verdreht, Opfer zum Täter gemacht und Fake News gestreut. Dieser ganze Krieg hat einen sichtbar großen Riss durch die Gesellschaft gezogen, der bis heute anhält.

Doch das Leben ging weiter, der Alltag erfasste uns erneut. Wir gingen unseren Berufen nach, kauften Dinge, die für uns selbstverständlich waren, aber für viele Ukrainer längst nicht mehr. Doch dann, am 7. Oktober 2023, wurde unsere Ruhe erneut erschüttert. Terrorangriffe der islamistischen Hamas und des Islamischen Jihads auf Israel. Ein neuer Konflikt, eine neue Spaltung, die sich in unser Land einschlich.

Seit diesem Tag war ich pausenlos auf den Straßen unterwegs, beobachtete die Lage auf der Sonnenallee und am Hermannplatz in Berlin. Dort sah ich bekannte Gesichter aus der Querdenken-Bewegung, Menschen, die zuvor gegen Ausländer gehetzt hatten und nun Schulter an Schulter gegen Israel demonstrierten. Was sie vereint, ist der antisemitische Gedanke. Das Thema Antisemitismus war nie verschwunden, aber in diesen Tagen erstarkt er in Deutschland, und das beunruhigt mich zutiefst.

Die Frage, die uns alle beschäftigt, ist, was wir als wehrhafte Demokratie dagegen tun können. Mehrere Demonstrationen wurden verboten, eine Maßnahme, die ich in vielen Punkten verstehe. Doch an vielen Stellen frage ich mich, ob eine Demokratie nicht aushalten muss, dass Menschen auf die Straße gehen, selbst wenn wir ihre Ansichten verabscheuen.

Wir Deutsche haben eine besondere Verantwortung, sicherzustellen, dass der Antisemitismus nicht wieder auf unseren Straßen blühen kann. Wir sollten aus der Geschichte gelernt haben, aus der Erfahrung, wie Hitler und Nazideutschland uns alle ins Chaos stürzen konnten.

Unsere Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen ist gewaltig. Es ist an der Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen. Was auf deutschen Straßen passiert, sind antisemitische, hasserfüllte Demonstrationen und keine Demonstrationen für freiheitliche demokratische Grundwerte. Diese Hass-Demonstrationen entfachten ihr Feuer bereits in der Zeit der Corona-Pandemie, [eigentlich noch früher: 2014 - Mährholz-Friedensdemos; 2015 ff - Pegida-, Merkel-muss-weg und AfD-Demos] aber seit dem 7. Oktober 2023 sind sie wieder offensichtlicher geworden. Die Welt steht am Abgrund, und wir alle sind ein Teil davon. Es betrifft uns alle, und es liegt an uns, diesem Hass und dieser Dunkelheit entgegenzutreten, bevor es zu spät ist.

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